Psychologie

Montag, 10. Juli 2017

Die zynische Vernunft und das Glück

Die zynische Vernunft und das Glück

Wie oft haben wir Sätze wie: “Lassen Sie uns doch vernünftig sein!“, oder „Sei doch vernünftig!“ schon gehört. Wie oft haben wir das zu uns selbst gesagt! Seit der Aufklärung erhebt der damit verbundene moderne Mensch die Vernunft zum Ziel unseres Denkens. „Vernünftige“ Entscheidungen sollen ja die besten sein, wird uns gelehrt. Rationales Verhalten in Reinkultur steht dabei herrschend an der Spitze unserer persönlichen Entwicklung. Auch was den Umgang mit Emotionen betrifft, ist unsere Anspruch auf Kontrolle gestiegen. Wir wiegen uns in Sicherheit, wenn wir vernünftige Entscheidungen getroffen haben. Diese zeigen uns den nüchternen Weg zum Ziel.
Die Neurowissenschaften zeigen nun seit mehreren Jahrzehnten, dass der Mensch nicht emotionsfrei leben kann. Wissen, das viele Kulturen und die damit verbundenen psychologischen Lehren längst haben. Der „Homo oeconomicus“, der „wirtschaftlich (vernünftig) denkende Mensch“ ist nun auch wissenschaftlich widerlegt. Trotzdem sehnen wir uns noch immer danach, „endlich vernünftig“ zu werden. Dennoch: wären wir tatsächlich vernünftig, würden wir uns zum Beispiel gar nicht verlieben. Wir investieren dabei ja in ein Projekt von dem uns Ökonomen sogar dringend abraten würden- das Risiko, zu viel vom „Investment“ zu verlieren ist sehr hoch! Die Evolution benötigt „Liebe“ ebenfalls nicht als Grundlage für das Weiterbestehen der Menschheit. Einfache Sexualität würde genügen. Und trotzdem verlieben wir uns gern. Und wir wissen: Emotionale Erlebnisse, wie die erste große Liebe oder die erste große Reise, bleiben für immer in unserem Gedächtnis. Wir schwelgen gern in diesen emotionalen Erfahrungen und auch wenn diese turbulent waren, möchten wir sie nicht missen. Sie prägen uns und sie geben uns Kraft und eben schöne Erinnerungen. Die schlechten Erfahrungen dienen uns als Lehrmeister für die Zukunft. Der Volksmund sagt: Entweder Du gewinnst, oder Du lernst.
Ich möchte die Vernunft hier keinesfalls zu stark kritisieren. In einer ausgeprägten Form neigt sie jedoch dazu, unsere Träume, unser Herz und unsere Emotionen zynisch zu kommentieren. Vor allem die hier schon beschriebenen Beratungsweltmeister versorgen uns geradezu übermäßig mit Zynismus wenn sie raten: „Das zahlt sich doch nicht aus!“ Übersetzt bedeutet das: Findest Du keinen (monetären) Gewinn, lass das Projekt sofort fallen. Tust Du das nicht, bist Du nicht „vernünftig“. Dem gegenüber stehen Lebensträume, die sich Menschen erfüllen, weil sie ihr Projekt trotzdem realisieren wollen. Diese Menschen bezahlen einen Preis. Aber: Nur Menschen mit ausreichend Geld und anderer Mittel, die den „Preis“ in Grenzen halten, gestehen die Beratungsweltmeister dies zu. Sonst niemandem.
Ein einfaches Konzept, dieses Vorgehen nach vernünftigen Kriterien. Doch was ist mit dem, was uns glücklich macht? Die Musik, die Kunst, das eigene Häuschen, die Kreuzfahrt, die sympathischen Arbeitskollegen? Ja, die würden sich demnach eben einfach nicht „auszahlen“. Die zynische Vernunft hat dafür einen eigenen Vorschlag: Häuschen und Kreuzfahrt in der Pension, auf Musik und Kunst verzichten und Job wechseln, wenn mehr am Gehaltszettel steht. So einfach geht das. Gottfried Benn sagte einmal: „Dumm sein und Arbeit haben, das ist das Glück.“ Brutal zynisch.
Ignorieren wir unsere Herzenswünsche, um sie durch monetäre Zielformulierungen zu ersetzen, laufen wir Gefahr, unglücklich zu werden. Am Ende hing dann die Vernunft wie eine schwarze Decke über unserem Leben. Hat sich das dann ausgezahlt?

Freitag, 3. August 2012

Veränderung

Um in unserem Leben eine Veränderung zu erzielen, braucht es Aktionen auf zwei Ebenen. Die eine Ebene betrifft die Beeinflussung des Unbewussten durch Visionen. Der österreichische Ex – Bundeskanzler Vranitzky traf dazu einst eine herrlich falsche Aussage: „Wer Visionen hat, braucht einen Arzt“, meinte er mal launig. Vermutlich verwechselte er Visionen mit Halluzinationen, aber selbst diese bedürfen nicht immer einer ärztlichen Behandlung, das nur so nebenbei. Wer aber lediglich Visionen hat, braucht niemals einen Arzt, im Gegenteil. Visionen, also bildhafte Vorstellungen, betreffen häufig unsere Lebensziele. So stellen wir uns vor, wie es wäre, das ersehnte Wunschauto zu fahren. Wir stellen uns vor, wie es wäre, wenn wir den anzustrebenden Karriereschritt gemacht haben. Wir sehen uns dann im neuen Büro sitzen, mit neuen Aufgaben konfrontiert, erfolgreich und angesehen unter Kollegen, oder wir sehen uns bei der Clubfeier des Tennisvereins, nach einem Turnier mit dem Siegerpokal in Händen und nehmen Gratulationen entgegen. Dies sind alles Visionen. Sind sie stark genug, so treiben sie unser Unbewusstes an, um unser individuelles Ziel zu erreichen. Ganz gemäß den Gesetzen der Self – fulfilling Prophecy, wie in einem anderen Beitrag beschrieben. Die einzige Bedingung: Visionen müssen zu unserer Lebenswelt passen und dürfen keinesfalls mit unrealistischen Schwärmereien verwechselt werden. Die Vision etwa, in zwei Jahren mit Viktor Gernot verheiratet zu sein, bringt sie eher als Stalker (in) vor Gericht, als vor den Traualtar. Genauso verhält es sich mit der Vorstellung, wie Dagobert Duck im Geldspeicher zu baden. Eher noch werden sie Mitglied der Panzerknackerbande… Aber Spaß beiseite! Die Herausarbeitung realitätsnaher Visionen ist Arbeit und kann z. B. im Coaching geschehen. So motivieren wir uns quasi nebenbei und werden durch unser Unterbewusstsein angeleitet, entsprechende Handlungen zu setzen. Dies geschieht dabei in einer nicht steuerbaren Geschwindigkeit und oft über undurchschaubare Umwege. Jüngste Forschungsergebnisse deutscher Psychologen haben aber kürzlich ein Tabu gebrochen. Sie besagen, dass auch der eigene Wille eine große Rolle in der Veränderungsfrage spielt! Wir können uns also zwingen, uns zu verändern? Jawohl! Das muss nur gut geplant sein! Die berühmten Vorsätze spielen dabei eine wesentliche Rolle. Aber der Reihe nach. Der gute Vorsatz ist der Ausgangspunkt. Damit beginnt „volitionale Motivation“. Ein Beispiel: Silvester. Feierlaune. Genug Sekt ist getankt und so mancher sinniert ab 2.30 Uhr über das kommende Jahr. Kilos müssen weg, das Rauchen soll eingestellt werden, der Alkohol reduziert. Im Job will ich endlich mal „Nein“ sagen können, uswusf.
So weit so gut. Was Millionen Menschen mit allerlei guten Vorsätzen darauf tun, endet mit einer hohen statistischen Wahrscheinlichkeit im ….Nichts. Bis zum nächsten Silvester. Gut, möglicherweise tu ich jetzt einigen unrecht – manche schaffen sogar ein paar Kilometer joggend oder halten sich in den ersten beiden Wochen nach den Weihnachtsfeiertagen nahrungstechnisch noch zurück, weil die Gänse, Karpfen und die Kekse noch schwer im Magen liegen. Aber spätestens Anfang Februar sind auch diejenigen wieder im alten Muster. Am Ende ist wieder alles beim alten.
Dabei war der Ansatz gut! Zuerst muss ein Vorsatz da sein, wie die Kilos, die purzeln müssen. Und jetzt kommt der Wille ins Spiel. Die Vorsätze müssen auf die so genannte Handlungsebene gebracht werden – wir müssen etwas tun! Das Geheimnis liegt allerdings in den Schritten. Oft nehmen wir uns zu viele, zu große Schritte auf einmal vor und scheitern dann an der zu großen Aufgabe. Der Trick der volitionalen Motivation liegt darin, kleine, überschaubare Schritte zu tun, sich dazu aber täglich und mit Kontinuität zu zwingen, um dann zu einem weitern zu gelangen. Ein Beispiel: Raucher sollten vorerst nur versuchen, sich dazu zu zwingen, die Packung Zigaretten nicht zu berühren, das ist alles! Klingt banal? Ist es auch, aber vor allem – es ist erfüllbar im Gegensatz zu einem plötzlichem Verbot, nie wieder zu rauchen. Der Wille trickst dabei den Geist aus. Wir müssen lediglich unsere Hände kontrollieren, und das schafft jeder! Nach 30 Tagen ist es soweit! Die Veränderung durch Willenskraft ist eingetreten. Eine neue Spur ist gezogen. Zugleich arbeitet nach wie vor die Vision. Raucher stellen sich bildhaft vor, wie sie, befreit von ihrer Sucht unbeschwert, hustenfrei, frei von Kopfwehtabletten, gelben Fingern und schlechtem Atem durchs Leben gehen, ohne ständig auf der Suche nach der nächsten Raucherenklave a la Raucherbox am Flughafen zu sein und von allen vorbeigehenden Nichtrauchern angestarrt zu werden, wie ein Mensch zweiter Klasse.

Die Kombination also macht’s. Vision und Wille. Gut durchdacht und in erfüllbare Handlungsschritte umgesetzt – dann klappts auch mit der Veränderung! Hab’s selbst probiert. Ehrlich.

Mittwoch, 1. August 2012

Selbstwirksamkeit

Die Neurowissenschaften liefern uns fast täglich neue Erkenntnisse zum Thema Stressresistenz. Bewiesen ist: Werden Kinder möglichst frühzeitig altersgerechten bewältigbaren Stresssituationen ausgesetzt, wie z.B. dem selbständigen Finden vom Heimweg, dem Aushalten und aktiven Management von Konfliktsituationen (unter Gleichaltrigen), dem Üben von Geduld, etc. dann erlernen die Kinder schon sehr bald das konstruktive Umgehen mit Stress und sie bilden ihre ganz persönlichen „Abwehrzellen“. Im Erwachsenenalter sind sie dann erwiesenermaßen stressresistenter, weil sie gelernt haben Mittel und Wege zu finden, um täglichen Stress zu bewältigen. Sie lernten, proaktive Antikörper zu bilden, statt ungünstigen Situationen lediglich hilflos gegenüber zu stehen.

Der beste Abwehrmechanismus: Selbstwirksamkeit!

Selbstwirksamkeit bedeutet, die Kompetenz zu besitzen, die eigenen Belastungsgrenzen wahrnehmen zu können. So erkennen Menschen, die sich selbst als selbstwirksam erleben auch überfordernde Situationen früher als andere und steuern rechtzeitig dagegen, indem sie mit eigenen Mitteln versuchen, diese drohende Überforderung zu einer für sie bewältigbaren Herausforderung umzugestalten. Da wird z.B. bei beruflichen Projekten ausreichend lang über realistische Rahmenbedingungen verhandelt, anstatt das Projekt sofort inklusive Stolperfallen zu übernehmen. Gelingt diese Maßnahme nicht, setzen sie bewusst Grenzen und lehnen Projekte ohne die Angst ab, vor Kollegen als „schwach“ dazustehen. Menschen, die um ihre Selbstwirksamkeit wissen, sind nämlich stark unabhängig von der Beurteilung durch andere.

Selbstwirksamkeit ist auch im Erwachsenenalter bis zu einem gewissen Grad erlern- und trainierbar. Da helfen Fragen an sich selbst, wie z.B.: Welche Stärken habe ich? Wie stabil ist meine (psychische) Gesundheit? Bin ich offen für Neues? Habe ich Halt im Leben? Ein nächstes Ziel der Arbeit an sich selbst ist die „Schutzimpfung“, die Idealform der Stressvorbeugung. Gelingt das mit Hilfe von Selbsttraining, so befinden wir uns in einem Zustand der „aufmerksamen Gelassenheit“. Mit dieser Einstellung sind wir uns der Höhen und Tiefen des Lebens gewahr, ohne sie fürchten zu müssen.

Mittwoch, 22. Februar 2012

Charly Brown

charlybrown

Sonntag, 19. Februar 2012

Watzlawick Vortrag

Wer einmal etwas mehr Zeit hat, sollte sich diesen Vortrag von Paul Watzlawick gönnen. Erfrischend humorvoll zeigt er uns, wie uns unsere einmal getroffenen Überzeugungen gefangennehmen können...

Dienstag, 7. Februar 2012

Selbstreflexion- was ist das?

"Ich bin ein reflektierter Mensch." "Das war unreflektiert." "Handle reflektiert!" "Er reflektiert sich zu selten." Schon gehört? Schon gesagt? Was ist Reflektiertheit, was bedeutet Reflexion?
Reflexion bedeutet, über Situationen, über eigenes und fremdes Verhalten gründlich nachzudenken. Dabei ist wichtig, dass das Nachdenken von mehreren Seiten geschieht und da ist ein kritischer Blick auf sich selbst durchaus erwünscht. Wir wissen aus der Psychologie, aus den Neurowissenschaften, aus Soziologie, Pädagogik und Philosophie, dass wir Menschen dazu neigen, die eigene Herangehensweise an Probleme zu bevorzugen. Diese Haltung bedingt, einen relativ selbstgefälligen Blick auf das eigene Handeln zu werfen. Der Vorteil: Wir handeln vorerst sicher und zielbewußt. Der Nachteil: erst später, wenn nicht zu spät, fällt unser Blick auf das Umfeld in Form von anderen Personen und Gegebenheiten, deren Bedingungen wir nicht berücksichtigt haben. Zweiter großer Nachteil: Weil wir uns selbstgefällig betrachten, hat sich mittlerweile eine narzisstische Haltung entwickelt, die die Fähigkeit zur Selbstkritik lähmt. So weit noch keine große Sache, außer wir "spekulieren" damit, dass die anderen brav unseren "Vorstellungen" folgen. Tun sie das nämlich nicht, bricht unser selbstverliebtes Kartenhaus schnell zusammen und wir stehen im Regen. Besonders in der Beziehung mit anderen, für uns (auch erst auf den zweiten Blick) wichtigen Menschen gerät das zum Nachteil. Die Menschen reagieren nämlich nicht gut auf Narzissten mit Hang zur Blindheit. Sie rächen sich dann- wenigstens ein bisschen.
Besser wäre es, vor allem in Konfliktsituationen, rechtzeitig den kritischen Blick auf sich selbst zu schärfen und anderen die späte Kritik vorwegzunehmen. Dazu gehört Mut. Zugegeben. Das aber macht eine reife Persönlichkeit aus. Übrigens: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass gerade Menschen, die sich gerne und schnell als "sozial kompetent" bezeichnen, das gerade nicht sind. Warum? Ihnen fehlt schlicht die Fähigkeit, soziale Kompetenz zu beurteilen. Sie sind demnach lediglich ihr eigener Maßstab. Könnten sie nämlich soziale Kompetenz beurteilen, wären sie laut Wissenschaftler weitaus bescheidener, nach dem Motto: Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Der Löwe Christian und das Leben

Wann können wir sagen, ich habe wirklich gelebt? Was macht es aus, dass wir sagen können: Ich habe ein erfülltes Leben? Es sind Erlebnisse, Momente, die uns prägen. Es ist oft nur ein Zeitraum von ein paar intensiven Monaten, der die Kraft hat unser ganzes Leben mit Sinn zu erfüllen. So erging es Anthony "Ace" Bourke und John Rendall. Sie ließen sich auf ein Abenteuer ein, dessen Ausgang sie niemals auch nur im Geringsten voraussehen konnten. Anthony und John kauften Ende der 1960er Jahre in Londons berühmten Kaufhaus "Harrods" ein Löwenbaby. Sie zogen es ein paar Monate in London auf bevor sie beschlossen, es in Zusammenarbeit mit George Adamson, einem Löwenforscher, in Kenia auszuwildern. Sie nannten den Löwen "Christian". Die Beziehung, die Christian zu Anthony und John während der Monate in London aufbaute, führte dazu, das er beide wiedererkannte , als Sie ihn ein Jahr nach dessen Auswilderung in Afrika suchten und auch tatsächlich fanden. Niemand hielt es für möglich, dass sich Christian an die jungen Männer aus London erinnern konnte. Dieser Moment der Reunion ist filmisch festgehalten und auf Youtube zu finden ("Christian the lion"):


Zweifellos war es ein großes Abenteuer von zwei Menschen, die plötzlich eine Vision entwickelt hatten, als sie das erste Mal vor dem kleinen Käfig in „Harrods“ standen und dem Löwenbaby in die Augen sahen. Sie dachten ab diesem Zeitpunkt nur mehr daran, Christian eine bessere Zukunft zu bieten. Sie wollten ihn auf keinen Fall noch einen einzigen Tag länger im Kaufhaus lassen.
Sie ließen sich auf eine Beziehung ein, dessen Ausgang niemand vorhersagen konnte. Das gemeinsame Leben mit Christian in London dauerte nicht lange, gemessen an der Lebenszeit eines Menschen, aber hört man Interviews mit Anthony und John, so kann man auch noch 40 Jahre danach die Intensität dieser wohl aufregensten Zeit ihres Lebens spüren, die von einer unvergleichlichen Erfülltheit bestimmt war. Dabei verloren sie niemals die Verantwortung für das Leben von Christian aus den Augen.

Es ist unter anderem ein Umstand, den Anthony und John erfahren haben, den auch sämtliche psychologische Forschungen zu den Themen "Glück" und "Sinn" als Erkenntnis bereithalten:

Es ist die Offenheit, sich auf Neues, Unbekanntes, auch Unkalkulierbares, einzulassen. Geleitet von einer Vision.

Die meisten Menschen streben heute nach der größtmöglichen Berechenbarkeit ihres Lebens. Versicherungen, die gesamte Gesundheitsbrache, inklusive Sport- und Wellnesswirtschaft, fördern dieses Streben und leben gut davon. Viele Beamte planen ihre Rente in Gedanken schon ab 30 und sind stolz darauf, schon so früh ihre Vision der glücklichen und zufriedenen "Ruhezeit" entwickelt zu haben. Ab 40 werden die Jahre gezählt.
Der Side Effekt, der auftritt, wenn das Leben nach größtmöglicher Sicherheit ausgerichtet wird, ist: Es passiert dann auch (hoffentlich) nichts. So weit so gut und es stimmt schon: Wir Menschen brauchen auch ein gewisses Maß an Sicherheit, keine Frage. Eben ein "gewisses" Maß.
Denn nur Offenheit und etwas Mut zum Risiko können uns die "speziellen Momente" verschaffen, die unser Leben nachhaltig bereichern. Dazu müssen wir nicht unbedingt ein Löwenbaby adoptieren. Schon eine Urlaubsreise außerhalb der üblichen Komfortzone, ein exotischer Tanzkurs, der Beginn einer bedingungslosen Investition von Gefühlen in eine (unsichere) Beziehung können diese Momente herbeiführen.

Zum Risiko gehört es schließlich auch, alle Erscheinungen der Leidenschaft zu akzeptieren.

Anthony und John mussten letztendlich die physische Trennung von ihrem geliebten Löwen Christian akzeptieren. In ihrem Herzen jedoch lebt Christian mit ihnen zusammen und dieses Gefühl an diese Zeit und diese Beziehung zu ihm ist ein immerwährendes Geschenk des Lebens, das von nichts übertroffen werden kann.

Sonntag, 30. Mai 2010

Moral und Ehre oder Lug und Betrug. Die Werte bestimmen unser Leben.

Im Laufe unseres Lebens bildet sich jeder von uns seine eigene Vorstellung von Moral. Die Spannweite ist dabei groß. Einige Menschen etwa sind korrupt oder auf eine andere Art kriminell. Viele von uns gehen jedoch ehrlich durchs Leben. Meistens jedenfalls, da uns Psychologen erklären, dass wir bis zu 200 mal pro Tag lügen. Das ist nicht weit entfernt vom Betrug, wir selbst ordnen die meisten Lügen jedoch unter der
Rubrik „harmlos“ ein. Beispielsweise, wenn wir eine Krankheit vortäuschen um jemanden nicht zu treffen, weil er uns eigentlich auf die Nerven geht. Auch beliebt: Wenn der Chef den ungeliebten Kollegen ungerechtfertigt zu Minna macht und wir unbeteiligt zusehen. Wir wollen Satisfaction! Noch ein Beispiel gefällig: Wenn kein Polizist in der Nähe ist, steigen wir im Allgemeinen gern mal kräftig aufs Gas. Und zu Guter letzt: Was Finanzspekulanten und manche Manager unter Ehrlichkeit verstehen, lesen wir ohnehin jeden Tag in der Zeitung, wenn sich der nächste Finanz- oder Firmenskandal ankündigt.
Unser ganz persönliches Wertesystem, also unsere moralischen Vorstellungen, hat massiven Einfluss auf unsere Entscheidungen im Leben. Was wir als wertvoll erachten, wollen wir auch haben. Das betrifft aber keineswegs nur materielle Dinge wie Autos oder Häuser, sondern in hohem Maße diese persönlichen menschlichen Eigenschaften wie Moral, Ehre, Ehrlichkeit oder Integrität! Dabei verhalten wir uns wie Magnete, deren Pole sich an- oder abstoßen. Wir finden genau dieselben Werte bei anderen sympathisch, die wir selbst auch besitzen. Wir suchen geradezu nach Menschen, die ein ähnliches Wertesystem haben und finden diese in der Firma, im Tennisclub, in der Religionsgemeinschaft oder gar im Geheimbund. Im gegenteiligen Fall passiert aber folgendes: Menschen, deren Eigenschaften, Verhalten und Taten, sich nicht mit unseren Vorstellungen von Werten decken, lehnen wir schlichtweg ab. Wir schließen sie aus unserem Leben aus. Dies tun wir meist Menschen unbewusst. Wir denken darüber nicht viel nach. Sympathisch ist sympathisch, unsympathisch ist eben unsympathisch. Eine Spezialität dabei: Unangenehme Eigenschaften, die wir selbst besitzen, wollen wir an anderen schon gar nicht sehen! Wenn etwa der „Geiz ist Geil“ Slogan zum Lebensmotto geworden ist und die Trinkgelder Samstag äußerst spärlich ausfallen, bemerken wir den Geiz zuallererst beim Tischnachbarn…

Im großen und Ganzen ist das alles kein Problem. Nur: Wenn wir mit jemanden auskommen müssen, etwa in der Familie im Büro wird die Sache kompliziert. Wir müssen uns eben manchmal auch mit den Schwiegereltern oder mit dem unsympathischen Büronachbarn arrangieren. Die spannendsten Fragen dabei: Können wir unsere Einstellung gegenüber Menschen beeinflussen? Wie funktioniert das? Und was ist das Wertesystem überhaupt?

Schon zum Zeitpunkt unserer Geburt – Pränatalforscher meinen sogar noch vor der Geburt – haben verschiedene Faktoren Einfluss auf unser Verhalten. Zunächst sind wir als Babys naturgemäß hilflos und müssen sehen, wo wir Nahrung und Fürsorge herkriegen. Wenn wir Glück haben, werden wir gefüttert, gewaschen, gekleidet und gewärmt und unterhalten. Wir können auf alles was uns umgibt, keinen Einfluss nehmen, wir sind diesbezüglich Mitfahrer auf der Rückbank eines Autos, das mit uns durchs Leben fährt. Die einzige Möglichkeit, etwas zu verändern, etwa wenn wir Hunger oder Durst haben uns zu kalt oder zu warm ist, ist die lautstarke Beschwerde. Wir schreien, quengeln, jammern, spucken, winden uns, strampfen mit den Füßen, etc. Das beherrschen wir bald ganz gut. Mit anderen Worten:
Wir geben also Signale über unsere Befindlichkeit ab. So lernen wir zu kommunizieren. Wie aber wie lernen wir zu beurteilen, das das was wir durch unsere Kommunikationsversuche bekommen für uns gut und richtig ist und was falsch und schlecht? Es geht schließlich um unser Überleben!
Bereits über die Kommunikation mit den Eltern, werden uns deren Werte mitgeteilt. Dies geschieht zunächst recht auf recht einfachem Weg. Engagierte, verantwortungsvolle Eltern werden immer darüber nachdenken, welche Temperatur im Kinderzimmer für ihre Babys ideal ist. Sie werden mithilfe von Wissen aus der Säuglingspflege entscheiden, welche Nahrung und welche Nahrungsmenge genau richtig für ihren Schützling ist. Sie werden entscheiden, welche Kleidung und welcher Kleidungsstil angemessen ist. Das sind dann schon komplexere Entscheidungen, die eine ganze Industrie am Laufen hält. Am Spielplatz ist es eben nicht egal, welche Klamotten Klein – Noah trägt! Sie entscheiden auch, welche Personen sich dem Säugling nähern dürfen und welche nicht. Die von Psychologen so genannte „Sozialisation“, also die Prägung eines Menschen durch die Umwelt, hat begonnen. Eine Phase, die bis zum Tod dauert. Wir lernen bekannterweise ja nie aus! Sozialisation bedeutet demnach, die Werte und Normen einer Gesellschaft zu übernehmen und selbst zu leben, die gerade en Vouge sind. Das fängt damit an, was und wie viel wir gerade am Leib haben dürfen oder müssen, erstreckt sich über Diskussionen um Mülltrennung und endet in Spekulationen, ob ein Finanzminister sich überhaupt daran erinnern können muss, was in seiner Amtszeit um ihn herum an mitunter unlauteren Dingen passiert ist.
Gelingt der Versuch einer Sozialisation, und lebt der erfolgreich sozialisierte Mensch als angepasstes Mitglied in unserer Gesellschaft, ordentlich gekleidet und sittsam, so dürfen wir getrost von einem gut sozialisierten Mitglied unserer Gesellschaft sprechen. Gelingt dies in einem Fall nicht, weil wir bereits Verstöße gegen die herrschenden Moral und die Sitten verzeichnen müssen, wird dieser Mensch von uns als asozial bezeichnet und von der Gesellschaft ausgeschlossen und an Orte verbannt, die wir eigens dafür geschaffen haben.
Die Übertragungsphase unter elterlicher Vorherrschaft wird auch als Erziehung bezeichnet.

Werte als Basis der Erziehung!

Dem Kind wird beigebracht, was falsch und richtig ist. Es lernt, dass „Stehlen“ falsch ist, indem es zurechtgewiesen, aufgeklärt oder bestraft wird, wenn es Spielzeug von anderen Kindern nimmt, ohne vorher deren Einverständnis einzuholen.
Es lernt zu grüßen, es lernt, sich zu bedanken und um etwas zu bitten. Ja, gut, manche Kinder lernen nicht einmal das. Es lernt auch zu verzeihen. Es lernt, sich durchzusetzen. Die Basis dafür ist eine ausreichend gefestigte und vertrauenswürdige Beziehung des Kindes zu den Betreuungspersonen.
Eltern geben ihre eigenen Erfahrungen weiter. Was sie als gut und als schlecht erleben, wird „tradiert“. Diese Erfahrungen können recht unterschiedlich ausgefallen sein. Je nachdem, welche Normen und Werte einer Gesellschaft akzeptiert oder abgelehnt werden, führt dies mitunter zu interessant zu beobachtenden Auseinandersetzungen zwischen Eltern auf Kinderspielplätzen, wenn z.B. die Mutter des einen Kindes nicht akzeptieren kann, dass es die Mutter eines anderen Kindes für gut und richtig hält, die Rutsche für andere Kinder erst dann freizugeben, wenn ihr eigenes Kind die Lust daran verloren hat. Verzwickte Sache! Der Umstand nämlich, dass dies auch eine Stunde dauern könnte, und die Dämmerung dann schon eintritt, stört sie dabei nicht weiter, ganz nach dem Motto: Mein Kind zuerst!
In der Praxis reagieren die meisten Menschen glücklicherweise anders und geben die Schaukel gerne auch mal für andere Kinder frei.
Was aber ist, wenn die Demonstration von Höflichkeit und Respekt, gleichzeitig auch Verzicht auf etwas bedeutet? Was ist, wenn ihnen und ihrem Kind durch die Vertretung der Werte Höflichkeit und Respekt erhebliche Nachteile entstehen würden?
Um diese Frage zu klären, bleiben wir noch kurz der Kindheit. Würden Sie es akzeptieren, dass ihr Kind in der Schulklasse neben einem aggressiven, unerzogenen, unhöflichen Kind sitzt, das ihr Kind ständig vom Unterricht ablenkt? Was wäre, wenn ihr Kind nach einem Schultag klagt, dass es von einem Mitschüler gepiesackt, oder gar geschlagen wurde? Als verantwortungsvoller Elternteil wären Sie nun gefordert, kontrolliert und in Ruhe auf eine Veränderung der Situation hinzuarbeiten. Mithilfe von Gesprächen mit der Schule, mit den Eltern des Kindes, etc. So steht es jedenfalls, nachdrücklich empfohlen, in zahlreichen pädagogischen Ratgebern.
Vielleicht denken sie sich aber genau folgendes: Unverschämtheit! Wie komme ich dazu, mir das Verhalten dieses Kindes gefallen zu lassen! Möglicherweise wären Sie wütend, empört und entwickeln sogar eine richtiggehende Abneigung gegen das aggressive Kind.

In dieser Situation stehen sie an einer Wegzweigung. Gelingt es ihnen, den linken Weg einzuschlagen, so werden sie ihre Werte weiterhin vertreten und ihrem Kind dadurch glaubhaft vermitteln, dass es seine Werte auch in herausfordernden Lebenssituationen vertreten wird müssen. Lassen sie sich aber auf den rechten Weg führen, so würden sie ihren Gefühlen nachgeben und ihrem Kind dadurch vermitteln, dass es Höflichkeit und Respekt nicht allen Menschen gleichermaßen entgegenbringen muss, wenn dies nicht geschätzt wird. Was also tun? Gibt es da keinen Ausweg? So etwas wie eine Mittellösung?

Leider Nein. Es gibt keinen glaubhaften „dritten Weg“, der vielleicht eine Mischung aus beiden Varianten wäre. Vor allem in Vorbildrollen werden wir von unseren Mitmenschen rasend schnell entweder als „authentisch“ oder „unauthentisch“ identifiziert.
Authentische Menschen erkennen wir daran, dass sie zu ihren Werten stehen. Sie zeigen uns, wie sie sind, was sie denken und haben keine Angst vor Ablehnung durch andere. Wir fühlen uns in ihrer Gegenwart orientiert,weil wir wissen, „woran wir sind“. Auch dann, wenn wir uns nicht mit ihren Werten identifizieren. Menschen hingegen, die wir als unauthentisch wahrnehmen, empfinden wir als widersprüchlich, als unecht. Dies kann uns gehörig verwirren und macht uns vorsichtig und misstrauisch. Solche Menschen bezeichnen wir gerne als „aalglatt“ oder „uneinschätzbar“.

Welche Werte passen für mich?

Im Alltag stehen wir häufig vor der Entscheidung, welche Werte nun tatsächlich unser Leben bestimmen sollen. Ein Beispiel: Der Volksmund sagt, dass „jeder käuflich ist“. Dem folgend, bringt eine genügend große Summe Geld unsere bis dahin angenommenen Werte oftmals gehörig ins Schwanken, oder gar zu Fall. Wir beginnen darüber nachzudenken, ob wir den Wert „Ehrlich währt am längsten“ nicht mal kurzfristig und ohne Folgen beiseite schieben könnten. Wir denken darüber nach, ob wir uns nach bestimmten Entscheidungen noch in den Spiegel sehen können. Geben wir einen höheren Wert zugunsten eines niedrigeren auf, so haben wir unser Wertesystem verändert. Die negativen Folgen sind fatal. Nach und nach beginnt ein persönlicher Werteverfall, der scheinbar harmlos mit einer einzigen Ausnahme begonnen hat. Besonders das „Kavaliersdelikt“ hat da immer Saison: Die Zeiten ändern sich jedoch: Galt das Schwängern eines Mädchens von niedrigem Stand durch Edelleute im 19. Jahrhundert als ein beliebtes Kavaliersdelikt, so betrachten heute viele das Hinterziehen von Steuern, das „Schwarzfahren“ in öffentlichen Verkehrsmitteln oder das unerlaubte Kopieren von Kinofilmen als „konform“.
Zur Beruhigung, es geht auch umgekehrt! Wir können das Niveau unserer Werte auch steigern, wenn wir beschließen, in Zukunft ordentlich Steuern zu zahlen, oder Fahrscheine zu kaufen. Entscheidungen über unser Wertesystem, treffen wir also in Situationen, die wir als moralische Zwickmühle wahrnehmen.

Hat das denn kein Ende?

Als Kinder sind wir der Versuchung ausgesetzt, den Kaugummi zu klauen, als Erwachsene werden wir mit unserem Wertesystem konfrontiert, wenn wir der unangenehmen Situation eines Korruptionsangebots gegenüberstehen, für einen Kollegen lügen sollen, über Missstände hinwegsehen, oder ganz im Sinne eines Kavaliersdelikts tatsächlich jemanden schaden, wenn es uns zum Vorteil gereichen würde. Und es geht weiter. Nämlich dann, wenn wir unsere Wertesystem selbst weitergeben müssen.
Als Eltern werden wir neuerlich heftig mit unserem Wertesystem konfrontiert, indem unsere Kinder fragen: Was sind denn deine Werte, Papa, Mama? Wie soll ich mich verhalten? Soll ich bei einer Rauferei zurückschlagen (Auge um Auge, Zahn um Zahn), oder soll ich es dem Lehrer melden (an eine Instanz delegieren oder verpetzen), oder soll ich weglaufen (lieber nachgeben und damit Frieden herbeiführen)? Die Beschäftigung mit Werten reicht sogar über den Tod hinaus, sagt uns zumindest das Christentum, der Koran und die Inkarnationsreligionen.
Wenn wir an die Himmelstür klopfen, stellt dann eine übergeordnete Instanz fest, wie wir durchs Leben gegangen sind. Die Rechnung wird präsentiert. Aber noch mal zurück zu den Lebenden. Kann uns die genaue Kenntnis unserer Werte schon im Hier und Jetzt nützlich sein?

Die Moral von der Geschicht!

Eindeutig Ja! Erstens verhilft sie uns zu Authentizität. Wenn wir durch unser Wertesystem besser wissen, wer wir sind, werden wir echt. Andere können uns gut einschätzen und das macht Eindruck!
Zweitens: Durch die genaue Kenntnis unseres eigenen Wertesystems und dem Wissen darüber, dass es ebenso viele alternative Wertesysteme gibt, die nebeneinander existieren, kann es uns gelingen, Konflikte zu vermeiden, die wir nicht wollen. Wie funktioniert das?
Widerspricht einmal die Auffassung eines Mitmenschen über Moral, Weltbild, und politischen Einstellung der unseren, so haben wir zwei Möglichkeiten, für die wir uns bewusst entscheiden können. Zum einen könnten wir beschließen, mit diesem Menschen einen Konflikt einzugehen. Menschen die uns provozieren, wollen uns nämlich genau mithilfe unseres Wertesystems herausfordern, indem sie die „wunden Punkte“ finden. Das ist nichts anderes, als der Versuch, unsere tiefsten Überzeugungen in Lächerliche zu ziehen.
Entscheiden wir uns für den Konflikt, so kommt es dann zu einem Wettstreit der Moralvorstellungen, der Weltbilder, der politischen Einstellungen. Das ist ok. Manchmal ist aber die zweite Option besser: Wir lassen uns nicht provozieren und eröffnen damit dem Konflikt einen Lösungsweg, weil wir sachlich und ruhig bleiben.

Egal, wie wir uns entscheiden, es zählt vor allem, DASS wir uns entscheiden KÖNNEN! Dies ist nur möglich, wenn wir darüber Bescheid wissen, wer unsere Werte bestimmt! Unsere Eltern, unsere Lehrer, unsere Vorgesetzen, die Gesellschaft oder letztendlich wir selbst.

Freitag, 13. November 2009

Der Hausverstand

Der Hausverstand gilt für viele Menschen als höchstes psychologisches Niveau um Phänomene erklärbar zu machen. Er hat einen unschlagbaren Vorteil: Er läßt Dinge unerklärbar, die um uns passieren und nimmt uns die Mühe des genauen Nachdenkens, indem er sagt: Was Du verstehen kannst ist richtig, was Du nicht verstehen kannst, ist falsch. Die Werbeindustrie in Österreich hat den Hausverstand längst für sich entdeckt: Billa, sagt er, weils billiger ist, eh klar. Geiz ist geil, sagt er. Und wer das nicht kapiert ist ein Blödmann! Billig ist richtig, teuer ist falsch. Daher ist es richtig, pestizidverseuchte Lebensmittel von Konzernen zu kaufen, deren ErntearbeiterInnen ausgebeutet werden. Es gilt innerhalb der Intelligenzdimension des Hausverstandes als überdurchschnittlich intelligent, wer billige (heißt jetzt günstig!) technische Geräte kauft, zu deren Herstellung die dritte Welt ausgebeutet wird.
Eine weitere Spielwiese für den Hausverstand: (Sozial)Psychologische Vorgänge lassen sich damit wunderbar diagnostizieren. Beispiele gefällig: "Wer aus einem armen Kriegsland kommt, ist selber schuld." Damit wird die Asylfrage beantwortet. "Wer süchtig ist, soll aufhören." Damit beantwortet der Hausverstand die Suchtproblematik (Die Aussage finde ich besonders spaßig, wenn sie von RaucherInnen formuliert wurde, die ihre Meinung zum Thema Suchtbehandlung abgeben. Auf das eigene Rauchverhalten angesprochen kommt meist: "Ich bin GenußraucherIn, ich kann aufhören, wenn ich will, aber ich will nicht." Naja...). Eine tolle Eigenschaft des Hausverstands ist, dass in seiner Logik eine wunderbare "Law and Order" Politik sitzt, die uns vorgaukelt, dass alles nur raus muss (AusländerInnen) oder rein muss (StraftäterInnen) oder weg muss (störende SchülerInnen), damit es uns gut geht.
Der Hausverstand gibt allen Menschen die Möglichkeit, im psychologischen Themenkreis mitreden zu können, ohne dass sie sich damit ernsthaft auseinandersetzen müssen. Das ist fatal. Kein verantwortungsvoller Mensch würde auf die Idee kommen, ernsthafte Reparaturen an Autos durchzuführen, ohne sich mit Mechanik auseinandergesetzt zu haben. Es muss hier gesagt werden: Psychologie fängt da an, wo der Hausverstand endet!

Freitag, 25. September 2009

Gekochte Frösche

Ich muss zugeben, ich hab Folgendes noch nie ausprobiert, und ich finde es nicht besonders interessant, was über Frösche erzählt wird, die in kochendes Wasser geworfen werden. Angeblich springen sie sofort wieder raus. Verständlich. Würden wir alle tun, wenn wir Frösche wären und auch, wenn wir keine wären.
Erstaunlich aber ist, was passiert, wenn Frösche in kaltes Wasser gelegt werden, das langsam erhitzt wird: Sie bleiben! Anfangs schwimmen sie munter vor sich hin, werden dann mit zunehmender Hitze müder und müder, bis sie nicht mehr rausspringen können, weil sie bereits gekocht werden. Sie merken also erst sehr spät, wie sehr sie in Gefahr sind. Zu angenehm ist das Wasser (noch). Doch dann ist es zum Springen plötzlich zu spät. Arme Frösche.

Willkommen!

Dieser Blog stellt Wissen und Gedanken zur zwischenmenschlichen Kommunikation und zum Leben zur Verfügung. Ich bewerte auch Seminarhotels, deren Gast ich als Trainer war. Restaurants sind auch dabei, allerdings ist das ein reines Steckenpferd von mir. Special für Trainer: Verwenden Sie gerne meine Seminarübungen! Ein Hinweis auf mich als Urheber freut mich. Copyright auf alle Blogs beachten!

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Zajer - 10. Feb, 12:47
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Christian Zajer - 6. Mär, 12:11
Schloß an der Eisenstrasse...
Zugegeben, es ist ein bißchen weit. Mit zwei Stunden...
Christian Zajer - 5. Mär, 15:03

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