Eine seltsame Eigenart von Menschen ist, dass sie, nachdem sie im Zuge einer Problemlösung ein erstes Scheitern verzeichnen müssen, genau mit derselben Strategie noch einmal versuchen, Erfolg zu haben. Ein Lösungsversuch wird dann beliebig oft wiederholt, bis die ernüchternde Bilanz gezogen wird: "Das bringt nichts, das lässt sich nicht lösen. Aber was funktioniert dann nicht? Die Problemlösung selbst, oder wurde eben ein falsches Mittel eingesetzt? Zweiteres trifft in den meisten Fällen zu. Ein Beispiel: Eltern von pubertierenden Kindern versuchen es mit folgender Strategie: "Räum Dein Zimmer auf". Nichts passiert. Wiederholung: "Räum Dein Zimmer auf". Nichts. Wiederholung der Wiederholung: "Räum jetzt endlich Dein Zimmer auf". Wieder nichts. Sie tun "Mehrdesselben", in der Hoffnung, irgendwann MUSS diese Strategie doch Erfolg haben. Auf welcher Grundlage aber basiert diese Annahme? Da sind Ratten intelligenter. Im Forschungslabor probierten die Menschen mit der Strategie, ein Labyrinth systematisch abzusuchen, immer noch Geld zu finden, das vom Versuchsleiter längst entfernt worden war. Die Versuchsratten hingegen gaben bald auf, den Käse (ebenfalls längst entfernt) zu suchen, weil sie nur eine Strategie zur Verfügung hatten. Arme Ratten. wir Menschen hätten mehr drauf. Was aber dachten sich die Versuchsmenschen? Irgendwann wirddas Geldwieder da sein?! Besonders interessant: Die Ratten konnten den Versuchsleiter nicht befragen und die Menschen dachten nicht án diese Möglichkeit. Also: Wenns nicht klappt, wie wärs mit einer neuen Idee? Oder fragen Sie doch einfach mal den Versuchsleiter!
Christian Zajer - 23. Sep, 08:53
Also „Sich selbsterfüllende Prophezeiungen“ haben schon etwas sehr Mythisches, dachte auch ich lange Zeit, bis ich durch meine Frau (an dieser Stelle sei ihr unbedingt dafür gedankt!) auf eine verblüffend einfache Weise erfuhr, was wirklich passieren kann, wenn wir uns etwas nur massiv genug einbilden. Ich wusste ja, dass der Glaube Berge versetzt, aber dass er auch Parkplätze herbeizaubern kann, war mir bis zu jenem denkwürdigen Tag in der Shopping City Süd (Einkaufszentrum nahe Wien) neu! Lassen sie mich berichten:
An einem Samstag im September war es wieder soweit. Meine Frau hatte beschlossen, in die Shopping City Süd zu fahren, um zu: shoppen. Ganz genau. Bei mir regte sich dann schon während des Frühstücks leiser Widerstand: Ich will nicht. Warum? Ganz klar! Zu viele Leute, zu viele Autos, kein Parkplatz, Stress. Kein Zeitung lesen, kein Herumlümmeln, kein was auch immer. Am Parkplatz des Einkaufszentrums dann jedes Mal dieselbe Szene, wenn man Samstagvormittag einen Parkplatz sucht: Ich blicke miesepetrisch auf Armatur und Lenkrad, mache so einen riesen Buckel, dass mich andere Autofahrer vermutlich kaum sehen können - weil: es gibt keinen Parkplatz. Das ist so am Samstag! Am Montag wäre das was anderes, aber heute ist eben Samstag. Neben mir meine Frau. Sie richtet sich auf, versucht den Blick, die Augenbrauen hebend, treffsicher über den Parkplatz schweifen zu lassen; in großer Vorfreude auf das bevorstehende Shoppingerlebnis. Und - siehe da, sie teilt mir freudig mit, dass sie sieht, wie ca. 150 Meter weiter vorne links irgendwo ein kleiner Smart- kaum zu sehen!- langsam aus der Parklücke schiebt. Das war’s. Nun stellt sich dem Shoppingerlebnis nichts mehr in den Weg, da nützt auch meine Schleichfahrt zur Parklücke nichts. Meine Frau sieht nämlich ein weiteres Fahrzeug, das den Heimweg antritt. Was soll Mann machen...Wäre ich allein im Auto, denke ich, wäre ich längst wieder auf dem Weg nach Hause. Das merke ich mir fürs nächste Mal! Da fahre ich besser ohne meine Frau in die Shopping City Süd!
Epilog: Sie haben es längst durchschaut! Die Einstellung macht das Shoppingvergnügen. Wenn wir mit einer positiven Einstellung auf eine Sache zugehen, dann kann diese Einstellung tatsächlich neue Möglichkeiten für uns eröffnen. Das funktioniert allerdings auch in die andere Richtung! Negatives erzeugt Negatives. Die einzige Bedingung für die „Self fulfilling prophecy“: Es müssen doch ein paar Parkplätze vorhanden sein, die frau sehen kann…
Christian Zajer - 21. Sep, 09:53