Montag, 21. April 2014

Kann jede(r) führen?

In meinen Seminaren bearbeite ich das Thema Führung mit mehreren Zielgruppen. Mit Mitarbeitern und mit Führungskräften. Mit Mitarbeitern, die Führungskräfte werden wollen , mit Führungskräften, die keine sein wollen und mit Führungskräften, die gerne Führungskräfte sein wollen, aber nicht sein können.
Es ist eine unangenehme Frage, die mir von allen gestellt wird. Kann jede(r) führen?

Ein Blick in die Literaturliste bei amazon gibt sofortige Hoffnung:
"Leading simple: Führen kann so einfach sein", oder "Jeder kann in Führung gehen" sind nur zwei Buchtitel mit eindeutiger Aussage.

Stimmt aber nicht, sage ich. So einfach ist die Sache nicht. In der Praxis wird mit Führungsjobs vielfach unverantwortlich umgegangen. Missverständnisse säumen den Weg der frischgebackenen Führungskraft.

1.Da wird etwa Führen mit Verwalten verwechselt. Dienstpläne erstellen, Urlaubslisten planen, Krankenstände kontrollieren, Anwesenheiten kontrollieren, überhaupt alles kontrollieren.

2. Expertenwissen soll führen. Der Beste im Fach soll auch das Sagen im Team haben. Ruhe expected ;-)

3. Irgendwer muss es machen. Niemand interessiert sich für den Führungsjob, es wird aber eine Person gebraucht. Nun werden Menschen angesprochen...

4. Eine bestimmte Person soll es machen. Eh scho wissen...

Zur Sicherheit werden Hearings, AC´s, Ausschreibungen vorgenommen, damit auch alles seine Ordnung hat. Ist die Führungskraft dann in Amt und Würden, starten die Probleme. Erste Fragen tauchen auf: Der Verwalter beginnt zu kontrollieren. Der Experte fragt sich nun, wie er alles an Führungsarbeit kürzen kann, damit er zu seiner Lieblingsbeschäftigung kommt. Der Irgendwer wartet ab. Der bestimmte Person hat endlich seine Spielwiese bekommen und schmeißt erstmal den ungeliebten Konkurrenten raus.

Führung ist alles das nicht. Führung bedeutet, sich mit Menschen ernsthaft auseinandersetzen zu wollen, ihnen Zeit zu widmen, die Liebe zu Mitarbeitern und zum Arbeitsziel zu haben und alles hintanzustellen, was nicht Führung bedeutet. Ich weiß schon, der Alltag sieht anders aus. Dennoch. Der Wille, eine Führungskraft werden zu wollen, die mit Menschen zu tun haben will, ist eine erste Vorraussetzung für erfolgreiches Führen. Dazu braucht es: Kommunikationsfähigkeit, psychologisches Wissen, Mut, Rückgrat und die Bereitschaft, Konflikte auszutragen, in Konflikten zwischen Mitarbeitern zu vermitteln und vor allem: Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Das ist ganz schön viel.

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steppenhund - 21. Apr, 11:42

Zu meiner Zeit galt der Spruch: bis gestern wusste ich nicht, wie man Inschenör schreibt, heute bin ich einer. Durch meine Dienstreisen bin ich darauf gekommen, dass in angelsächsischen Ländern das Thema nicht so vernachlässigt wurde wie bei uns. Das war in den 80er- und 90-Jahren.
Heute werde ich mich nicht mehr schlau machen. (63 Jahre) Aber ich kann folgendes aus meiner Praxis erzählen. Man kann froh sein, wenn man fachlich als Führungskraft akzeptiert wird. Dann fehlt eigentlich nur mehr Motivationsfähigkeit und Ehrlichkeit, für allfällige Fehler des Teams nach außen hin selbst die Verantwortung zu übernehmen. Wenn die Mitarbeiter daran glauben, dass man sie nicht im Stich lässt, sind sie zu allem Notwendigen bereit.
Ich habe außerdem noch einen unsauberen Trick verwendet: ich habe nie etwas verlangt, wozu ich nicht selbst instande gewesen wäre. Das war unfair, weil ich wirklich in der Regel über mehr Fähigkeiten und größere Schnelligkeit verfügte. Heute ist das nicht mehr der Fall, doch die Kollegen glauben es noch immer :)
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Als ich 51 war und bereits eine Führungskraft in einem großen Unternehmen wurde ich zu einem Führungskräfte-Assessment geschickt. Das waren drei Tage Urlaub und als Resultat gab es eine sehr gute Bescheinigung.
Heute glaube ich, dass eine der wichtigsten Aufgaben des Managers das Erkennen ist, welcher Mitarbeiter eine bestimmte weitere Ausbildung am besten verwenden kann.
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Ich bilde laut Kundenauftrag Leute aus, von denen keine Führungstätigkeit erwartet wird. Ab und zu stelle ich Begabungen fest. Es ist sehr erfreulich, solche Leute in der Folge fördern zu können. Und der Auftraggeber ist letztlich auch zufrieden.
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Und meine Antwort wäre: NICHT JEDER KANN FÜHREN. Ist ja auch gar nicht notwendig.

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