Zugegeben, es ist ein bißchen weit. Mit zwei Stunden Autofahrt von Wien aus ist zu rechnen. Aber: Professionalität, Freundlichkeit und wunderbares Essen wird Seminarteilnehmern und Trainern zur Verfügung gestellt. Es ist mir noch nicht untergekommen, dass ich nach meiner Ankunft sofort von allen Mitarbeitern des Hauses mit meinem Namen angesprochen wurde. Die leben das dort, was wir Trainer in Seminaren dozieren: Wertschätzung, Serviceorientierung und Problemlösungsbereitschaft. Selbst der etwas überdimensionierte, schwer zu klimatisierende Seminarraum mit dem größten Beamer der Welt, wurde da zu einem extra kleinen Minuspunkt-ich komme gerne wieder!
Christian Zajer - 5. Mär, 14:56
Erfolgreiches Teamwork, also die Zielerreichung eines Auftrages, kann von zwei Phänomenen behindert werden. Das erste Phänomen wird nicht überraschen: es ist ein veritabler Konflikt, der sich durch das Teamwork zieht. Was aber ebenfalls stark behindernd sein kann, die gesteckten Ziele zu erreichen, ist ein zu starkes Bedürfnis nach Einigkeit und Harmonie! Viele Menschen finden dies erstaunlich, da ein Großteil der Literatur zu Teamwork die so genannte "Harmonie" in Teams zur Grundbedingung macht, um überhaupt gemeinsam arbeiten zu können. Ein gewisses Level an Verständnis und Toleranz unter den Teammitgliedern ist aber auch gerade deswegen notwendig, um den "Wettbewerb von Ideen" zu zulassen. Was ich darunter verstehe ist Folgendes: Wenn schon Toleranz, Diversität und Verständnis für den Anderen eine notwendige Grundvoraussetzung von Teamwork sein soll, dann muss das auch dafür gelten, dem Wettbewerb von Ideen freien Lauf lassen zu können und Ideen oder "Out of the box" Thinking zu akzeptieren. Und nun zum Problem. Die freie Gedankenäußerung und die Absicht, andere von der eigenen Idee zu überzeugen, will die beste Lösung herbeiführen. Harmoniesüchtige Teammitglieder, die die Einigkeit eines Teams im Vordergrund haben, könnten diesen Wettbewerb jedoch sabotieren. Falls im Zuge einer solchen Sabotage einem Teammitglied dann fehlende Teamfähigkeit vorgeworfen wird, sucht die Gruppe nicht mehr nach der besten Idee, sie könnte dann ein anderes Ziel entwickelt haben: Nämlich das "störende " Teammitglied loszuwerden. Dieser Effekt bildet sich nicht nur in hierarchisch organisierten Teams ab, wie Fritz B. Simon in seinem Buch "Gemeinsam sind wir blöd" zeigt. Nein, auch in einer demokratisch angelegten Teamstruktur kann sich herausstellen, dass ein zu großes Maß an "Harmonie" eingefordert wird, um Ideen dann dieser "Harmonie" unterzuordnen. Die Sabotage geht dabei vorrangig von (Ideen) schwachen Teammitgliedern aus, da Teammitglieder in gut funktionierenden Teams die Alpha-Position an diejenigen vergeben, die diese guten Ideen haben. In einem reinen Wettbewerb um die Alpha-Position könnten dann diejenigen verlieren, die zwar die guten Ideen haben, aber nicht das "Standing" im Team, um diese auch an die Öffentlichkeit und zur Umsetzung zu bringen. Auch hier gilt dann: "Lieber bleiben wir gemeinsam ideenlos, als dass wir Dich und Deine Ideen akzeptieren." Werden also Teammitglieder mit guten Ideen erfolgreich sabotiert, werden sie zu "weißen Schafen". Das Ergebnis eines harmonieorientierten Teams wäre dann: Harmonie zum Preis der besten Ideen. Im schlimmsten Fall muss das weiße Schaf das Team verlassen.
Falls diese Problematik in Teams besteht, muss sich das Team noch vor der Beschäftigung mit dem Arbeitsziel darauf einigen, einen "Wettbewerb der Ideen" zu zulassen. Die Angst vor Statusverlust von Teammitgliedern wegen fehlender guter Ideen muss angesprochen und ausgeräumt werden. Dazu verhilft die Thematisierung dieses Phänomens durch Teammitglieder, die Harmoniesucht erkennen, oder ein Moderator, der durch diesen Prozess hilft. Dann klappt es auch mit der besten Idee. Und dazu ist Teamwork schließlich da.
Christian Zajer - 4. Mär, 13:41
Die Implementierungsversuche von Konformität und Gleichschaltung von Menschen in unserer Gesellschaft - und natürlich nicht nur in unserer- sind immer wieder Thema, wenn eine Gesellschaft vor neuen Herausforderungen steht, wie etwa die derzeitige Flüchtlingsbewegung. Die Gleichschaltung von Menschen hat zum Ziel, Unterschiede künstlich zu verringern und damit eine Komplexitätsreduzierung zu schaffen, die einer Gesellschaft Sicherheit vermitteln soll. Verständlich. Wenn der neben mir auf der Parkbank ähnlich tickt wie ich selbst, fühle ich mich sicherer, so die Argumentation der VertreterInnen dieser Ideologie. Ja, wir alle würden zweifellos etwas berechenbarer werden, das stimmt. Und wir wissen: Konflikte entstehen, wenn die Unterschiede zwischen Menschen zu groß werden und wir diesen Raum (den Unterschied) zwischen uns und anderen als negativ und störend beurteilen.Dieser Forderung nach Konformität steht jedoch ein Zeitgeist gegenüber, der mehr und mehr Individualisierung fordert. Jeder von uns will als Einzelperson wahrgenommen werden, als uniques Wesen. Mit Unterschieden zu anderen, die uns als etwas besonderes ausmachen sollen. Wir wollen individuelle Talente fördern, kreatives Potential entdecken, eine persönliche unique selling proposition entwickeln. Die Aufgabe wird sein, diese Unterschiede zwischen Menschen zu nutzen, statt sie in Bezug auf Konformitätspotential zu qualifizieren und gerade in Unterschieden neue Quellen der Möglichkeiten zu entdecken.
Wenn Menschen zusammen arbeiten, bergen genau diese Unterschiede in einer Arbeitsgruppe die Qualität für ein Ergebnis, das Neues und damit noch nie da Gewesenes kreiert. Vorausgesetzt, wir wollen nicht nur unsere eigene Vorstellung von "zusammen" oder "gemeinsam" durchsetzen.
Christian Zajer - 29. Feb, 08:12