Dienstag, 13. Oktober 2009

Normal - abnormal?

Dynamik, Flexibilität, Optimierung der Soft Skills, Prozeßoptimierung, Steigerung der Leistungsfähigkeit, Anti -Aging, Auffälligkeit, abweichendes Verhalten, Abnormal, …

Verschiedene Begriffe aus Wirtschaft, Pädagogik und Psychologie, Begriffe aus dem Erfindungsreichtum von Trendsettern, Journalisten, Designern, Ernährungsexperten, Spin Doktoren und selbsternannten Anti Aging Gurus und nicht zuletzt die Feststellung der christlichen Religionslehre, mit der Erbsünde behaftet zu sein, also von Geburt an sündig zu sein, suggerieren uns unermüdlich, dass wir uns verändern, reformieren und optimieren müssen. Wir sollen unser Selbst finden, wir müssen Konflikte lösen, wir sind angehalten mit der Zeit zu gehen, wir sollen an Veränderungen mitarbeiten, wir dürfen dabei selbst nicht stehen bleiben, wir sollen unser Leben lang lernen. Das Angebot an Seminaren und Kursen, Zeitschriften, Ratgebern, Fernsehsendungen und Bildungsoffensiven dazu ist vielfältig und dominant. Jeder Chef, Kollege, Seminarleiter, Guru, und Lebensabschnittspartner, ja sogar die eigenen Kinder werden etwas an Ihnen finden, was veränderungswürdig ist. Sie müssen nur fragen! Sie sind dann bestimmt zu dünn, oder zu dick, zu schlecht gekleidet, oder schlecht frisiert. Ihre soziale Kompetenz reicht nicht aus, um den Führungsjob zu bekommen, die Bildung lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Ein Fitnesscenter sollten Sie wenigstens täglich besuchen, wenn Sie sich keinen Personal Trainer leisten können. Oder bevorzugen Sie plastische Chirurgie? Die Ernährung könnten Sie aber sofort umstellen. Das ist eine Frage des Charakters! Und: Laufen Sie! Das steigert ihr Veränderungspotenzial erheblich! Hoffentlich sind ihre Kinder in der Privatschule, denn Sie bekommen nur damit ausreichend Förderung im intellektuellen Bereich. Ein Mannschaftssport fördert die soziale Kompetenz.
Die Liste ließe sich noch fortsetzen. In diesen „gutgemeinten“ Diagnosen, Analysen und Therapien steckt massiv Kritik an uns. Wir dürfen scheinbar nicht so bleiben, wie wir sind. Woher kommen diese ständigen Aufforderungen, sich zu verändern?
Scheinbar hat immer jemand großes Interesse daran, dass wir unsere Leistungen ständig verbessern. Dies geschieht nicht immer zu unserem Vorteil. Wenn wir unsere Energie in die Firma stecken, Überstunden leisten, Fortbildungen besuchen und unseren Blackberry auch am Wochenende nicht abschalten, um die neuesten Emails zu beantworten, trägt mit Sicherheit ihr Arbeit gebendes Unternehmen einen hohen Nutzen davon. Sie arbeiten, ja sie leben für die Firma. Wenn es in ihrem Leben aber noch andere Bereiche gibt, die ihre Aufmerksamkeit verdienen, wie etwa ihre Familie, so wird sich ihr Einsatz für das Unternehmen nachteilig auf ihr Familienleben auswirken. Wieso, fragen sie? Ich kann das alles doch mit Zeitmanagement unter einen Hut bringen! Natürlich können Sie das! Die meisten Menschen schaffen diese Herausforderung tagtäglich, keine Frage! Das ist aber nicht der Punkt: Der Punkt ist: Wie schaffen Sie das? Wie viel Energie benötigen Sie dafür. Wie viel Platz nimmt dies in ihrem Leben ein und was haben Sie, respektive ihre Familie davon? Geld? Wohlstand? Zufriedenheit? Soziale Sicherheit? Gesundheit? Natürlich! Das sehen Sie ebenfalls tagtäglich. Sie sehen auch, was passiert, wenn Sie nicht mitmachen würden. Dann würden Sie möglicherweise auf der Straße sitzen, erkranken, verarmen, eventuell vereinsamen. Sie könnten an Ihrer Gesellschaft nicht länger teilhaben. Sie wären exkludiert – ausgeschlossen. Es gibt wenig alternative Handlungsmöglichkeiten. Selbstverständlich können Sie zwischen Teilzeitarbeit und Vollzeitarbeit wählen, Sie können sich umschulen lassen. Sie können Lotto spielen, Sie können reich heiraten oder sich reich scheiden lassen. Sie können erben. Sie können in Bescheidenheit leben. Dennoch: Sie sind ein Hamster im Rad! Und ihr Hamsterdasein ist gleichzeitig von permanenten Drohungen begleitet. Wenn Sie also nicht mitlaufen, dann überlegen Sie die Konsequenzen gut. Dann sind Sie kein ordentliches Mitglied dieser Gesellschaft. Dann gehören Sie nicht länger dazu, oder...?

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